Sonntag, 14. September 2025

Solarspeicher für das Balkonkraftwerk: sinnvoll oder nicht? (1) Erhebung der Basisdaten

Sobald man bei der Planung einer Solaranlage auf die Frage stösst, wie man möglichst viel von dem Strom behalten (bzw. verbrauchen) kann, was man da produziert, kommt unweigerlich die Frage nach einem Speicher auf. Diese sind -wie schon in vorherigen Artikeln erwähnt- in den letzten Jahren drastisch im Preis gefallen. Nicht so drastisch wie Solarmodule, aber trotzdem ordentlich. Bei den Modulen muss man sich daher fast keinerlei Gedanken mehr über die Wirtschaftlichkeit machen. Sie sind so billig geworden, dass man da eigentlich kaum noch etwas falsch machen kann, wenn man nur für den Eigenbedarf produziert. 💡

Bei den Speichern dagegen ist Nachdenken nach wie vor Pflicht. Rein wirtschaftlich verlängern die Speicher den Zeitraum, bis die Anschaffungskosten wieder eingespielt sind. Ausserdem -und das wird auch gerne vergessen- haben sie eine kürzere durchschnittliche Lebensdauer als Module und Wechselrichter, verursachen aber höhere Kosten bei Ersatz. 😔 Darum soll hier kurz angerissen werden, welche Gründe für oder gegen die Integration eines Speichers sprechen, wie man die Grösse berechnen kann und welche Auswirkungen dies auf Rentabilität und Ammortisationszeit der Anlage hat. Mit 'Anlage' ist hier immer ein Balkonkraftwerk mit maximal 2 kWp und 800W Einspeiseleistung gemeint! 😇

Aber zuerst muss ein wichtiger Punkt geklärt werden: will ich meine Stromrechnung senken - oder will ich mich in Richtung Autarkie bei Stromausfällen bewegen? Es ist sehr wichtig, dass man den Unterschied versteht und sich bewusst für das eine oder andere Vorgehen entscheidet. 👈 Denn es gibt verschiedene Arten von Speichern.

Zwischenspeicher für den selbst erzeugten Strom sind vergleichsweise einfach und günstiger. Speicher für die Überbrückung von Stromausfällen sind komplexer, teurer und man braucht mehr davon. Je nach gewünschtem Überbrückungszeitraum und individuellen Stromverbrauch gegebenenfalls auch deutlich mehr. Es ist wichtig zu wissen, dass ein normales Balkonkraftwerk auch mit Speicher keinen Stromausfall überbrücken kann! Grund sind die normalen Wechselrichter. Diese prüfen bei Einspeisung ins Hausnetz, ob die dort gemessen Spannung (230V) und Frequenz (50 Hertz) der Norm entsprechen. Wenn nicht, riegeln sie sofort ab, um das Netz zu schützen - auch den Speicher, der hinter dem Wechselrichter sitzt. Wenn also im Hausnetz der Strom ausfällt, liefert auch ein Balkonkraftwerk augenblicklich keinen Strom mehr, selbst wenn die Sonne scheint und/oder der Speicher gefüllt ist. 💡

Wenn man eine grössere Anlage für die Einspeisevergütung betreibt, ist das was anderes; aber für Balkonkraftwerke (= alles, was nur der Selbstversorgung dient) mit ihrer geringeren Leistung sollte man sich das wirklich dreimal überlegen. Die Ammortisation rückt bei den dann fälligen zusätzlichen  Investitionen teilweise in eine wirklich ferne Ferne. 😈 Beim Autarkiegedanken steht die Ökonomie aber naturgemäss zurück.

Somit lasse ich den Punkt Autarkie hier beiseite und gehe zur Frage 'Wie bekomme ich heraus, ob bzw. welche Speichergrösse bezüglich Eigenverbrauchsquote für mich noch vernünftig ist?'. Die übrigens für jeden individuell zu beantworten ist, was die Sache etwas verkompliziert. 😣 Einfacher wird es, wenn man zunächst eine Anlage ohne Speicher nimmt und diesen nachträglich einbaut, sobald Erfahrungswerte aus der Produktion vorliegen. Allgemein lässt sich sagen, dass der Kauf eines Speichers im Set (zusammen mit Modulen, Kabeln und WR) fast keinen finanziellen Vorteil bringt. Auch  unterscheidet sich der nachträgliche Einbau vom technischen Aufwand nicht von einem Sofortigen, man kann also abwarten. 😤

Folgende Fragen sollten nun nach Möglichkeit beantwortet werden, um herauszufinden ob ein Speicher individuell lohnt und wie gross der sein könnte:

- Wieviel Strom produziere ich überhaupt (voraussichtlich) über das Jahr? 😦
    -> Stichworte: Produktionsdaten Solarkataster, Solarrechner, Ausrichtung der Solarmodule, Standort
- Wieviel davon kann ich selbst ohne Speicher verbrauchen?
    -> Stichworte: Grundverbrauch, Tagesanwesenheit, Eigenverbrauchsquote
- Wieviel von dem, was ich nicht selbst verbrauchen kann, kann ich speichern?
    -> Stichworte: vorhandene, nutzbare Speicher (E-Auto mit V2G) 
- Wieviel von dem, was ich speichern könnte, kann ich verbrauchen? 
     -> Stichworte: Grundlast, Nachtverbrauch

Einige Daten kann man ablesen:

- Produktionsdaten aus einer App, die man mit dem Wechselrichter bekommt;
- Verbrauchsdaten vom Stromzähler (z.B. Grundverbrauch zwischen 23-7 Uhr);
- Gesamtverbrauchsdaten aus der jährlichen Stromrechnung;
- Verbrauchsdaten von Grossgeräten, wenn diese an einer Smartsteckdose hängen.

Andere Daten dagegen kann/muss man schätzen, wenn kein Zähler da ist. Bei solchen Schätzungen muss man immer die Uhrzeiten berücksichtigen. 🔮Die Produktionszeit ist dabei immer abhängig von Jahreszeit und Sonnenstand:

- Grossverbraucher (Geschirrspüler, Waschmaschine, Trockner) anhand von Häufigkeit und Zeitpunkt der Nutzung. Günstig ist es, wenn man jedes Gerät zumindest einmalig an einen Strommesser hängt und auf Basis des Verbrauches z.B. eines Waschganges hochrechnet.
- Produktionsseitig kann ich Schätzungen auf Basis eines Solarkatasters treffen, sofern vorhanden. Ansonsten gibt es Rechner wie den von der TU Berlin (Link).
- Ladeverbräuche zu Hause eines Elektrofahrzeuges auf Basis des Fahrverbrauches.
- Weitere Verbräuche durch regelmässige Anwesenheit zu Hause) etwa Homeoffice oder Mittagsküche) oder gleichmässigen, regelbaren Berbrauch (z.B. Gartenbrunnen). 

Je mehr Zahlen man vorher sammelt, desto genauer wird die Rechnung am Ende. Man kann sich natürlich auch mit groben Schätzungen zufrieden geben. Diese werden in der Regel zumindest verhindern, dass man völlig daneben liegt. Hat man etwas Haltbares beisammen, können die Rechenspiele beginnen. Das erfolgt dann im nächsten Teil.

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