Donnerstag, 16. Januar 2025

Fahrzeugmarkt 2024: alle Jahre wieder

Zum nunmehr 4. Mal erfolgt hier eine Bewertung der jährlichen Verkaufszahlen von Elektrofahrzeugen und eine Übersicht des Gesamtmarktes. Zusammenfassend kann man sagen: es gab eine Menge Bewegung und die Zeiten sind... interessant. 😉 Wobei das nicht nur für Elektrofahrzeuge, sondern den Gesamtmarkt gilt: wer die Nachrichten speziell im letzen Quartal 2024 verfolgt hat, bekommt wahrscheinlich mittlerweile ohne die tägliche Hiobsbotschaft aus der Autoindustrie Entzugserscheinungen.

Viele Sachen, die dazu so veröffentlicht werden, halte ich für (gelinde gesagt) zweifelhaft; besonders die zur Jahresmitte häufig mit 'Zusammenbruch der Elektromobilität', 'Käuferstreik bei Elektrofahrzeugen' oder ähnlich reisserischen Überschriften betitelten Artikel haben meines Erachtens wenig mit Realität, aber viel mit Interessenslagen oder schlichter Spekulation auf hohe Klickzahlen zu tun. 😒 Wenn man ausschliesslich die obige Grafik betrachtet, kann man natürlich zu solchen Schlussfolgerungen kommen. Wie heisst es so schön: 'Traue keiner Statistik, die du nicht selber...' usw. Aber dafür gibt es hier ja den Kontext. Ein Spoiler vorneweg: die Elektrowelt ist auch dieses Jahr wieder nicht untergegangen. Aber nun mal Butter bei die Fische:

Man kann an der ersten Grafik tatsächlich erkennen, dass die Verkaufszahlen für Elektrofahrzeuge zurückgegangen sind und zwar um etwa 27%, was auch die besagten Überschriften erklärt. Trotzdem ging der Markanteil 'nur' von 18% auf 14% zurück. Warum, zeigt diese Grafik: weil auch der Gesamtmarkt geschrumpft ist. Es wurden also auch weniger Benziner und Diesel verkauft, entsprechende Überschriften habe ich aber vergebens gesucht. Nun gut - es stellt sich also die Frage: warum ist der Marktanteil zurückgegangen.

Hierzu muss man sich in Erinnerung rufen, was in den Vergleichszeiträumen passiert ist. Zunächst lief Ende 2023 -völlig überraschend- die Förderung aus, was zu einer Art Schlussverkaufspanik führte. Enorm viele Fahrzeuge wurden noch schnell im Dezember 2023 zugelassen; zum Teil sogar solche, die erst im Februar 2024 vom Band liefen 😣. Somit ist schon mal die Zahl für 2023 zu hoch, die für 2024 zu niedrig. Zu diesem statistischen Effekt kamen 2024 aber noch spezielle Faktoren dazu:

(1) 2024 gab es keine zusätzliche Absenkung der CO2-Flottengrenzwerte. Somit waren die Hersteller nicht gezwungen, sich speziell um Fördermassnahmen für elektrische Fahrzeuge zu kümmern. Auffällig ist jedoch, dass kein Fahrzeug teurer wurde, nachdem im Januar 2024 die €6.000 staatliche Förderung entfielen. Somit setzten die Konzerne bezüglich Elektroanteil auf 'Stand halten' statt Expansion und verkauften lieber die profitableren Verbrenner.

(2) Ebenso wurde mit den 'Wechslern' verfahren. Das sind die Käufer, die vor 2-4 Jahren ein Fahrzeug geleast haben und seinerzeit von der Staatsprämie profitierten, die die Sonderzahlung abdeckte. Gleichzeitig gingen die Konzerne von vergleichsweise hohen Restwerten aus, was zu niedrigen und somit attraktiven Leasingraten führte. Dies war aus Sicht der Konzerne für 2024 nicht erforderlich, Leasing für Elektrofahrzeuge wurde dadurch erheblich teurer und in der Folge griffen die Wechsler verstärkt wieder zu Verbrennern. Da heute die meisten Fahrzeuge geleast werden (auch von Privatkäufern), ist die Leasingrate ein wichtiges Instrument der Konzerne zur Steuerung des Absatzes.

Wie verteilen sich nun die Verkäufe? Deutsche Produktion ist dominant: VW und BMW liegen vor Tesla, deren Topseller Model Y überwiegend aus Grünheide stammt. Mercedes und die anderen Marken des VW-Konzernes folgen dahinter. Zusammenfassend kann man sagen, dass ausländische Marken im Allgemeinen und die Chinesen im Speziellen hier (zumindest noch) kein Bein an die Erde bekommen.

 Interessant ist aber auch, dass Tesla einen Absatzeinbruch um über 40% hinnehmen musste, deutlich mehr als der Gesamt-Elektromarkt mit 27%. Nun kann man darüber spekulieren, wie sich die jüngsten Aktionen von Elon Musk ausgewirkt haben. Rein technisch und finanziell betrachtet sind die Fahrzeuge jedenfalls nicht so deutlich unterlegen, dass diese Zahl erklärbar wäre. Fakt ist aber, dass der VW-Konzern sich hier einen Teil vom Kuchen abgeschnitten hat. Wer sich für noch mehr Details und Analysen interessiert, dem sei das folgende Video empfohlen.

Links:
Nextmove News: Youtube-Video (Link)



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