Sonntag, 10. April 2022

Erfahrungsbericht Mittelstrecke mit dem ID.3: Zielladen, next Stop: Langeoog

Nach diversen Erfahrungen auf Kurz- und Langstrecken lief es beim letzten Urlaub (Ende März 2022) auf ein 'Mittelding' hinaus. Ein paar Tage Urlaub auf einer Nordseeinsel sollten es sein. Langeoog ist eine autofreie Insel, daher wird das Fahrzeug in den Hafen (in dem Fall von Bensersiel) stehen gelassen bis man irgendwann mit der Fähre wieder zurückkommt. Eine schnelle Überprüfung mit Maps ergab eine Distanz von Nienburg von etwa 185 Kilometern. ABRP meinte dazu, am Ende des Weges sollten somit noch etwa 25% Restladung im Akku sein. 😲 Der Klassiker - zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Soll heissen: etwas Überlegung und Planung wäre -wenn schon nicht unbedingt erforderlich-, dann doch zumindest hilfreich. Die Ausgangslage ist ja die:

(1) Ich lade das Fahrzeug auf 100% und komme damit auf jeden Fall an.
(2) Ich muss natürlich aber danach auch wieder zurück, starte dann aber bei vermuteten 20-30%.
(3) Was bedeutet, ich müsste am Ziel oder spätestens auf dem Rückweg laden.
(4) Oder welche Optionen hätte ich sonst noch?

Nach Ankunft sehe ich das Auto ein paar Tage nicht mehr und habe damit 3 Alternativen: auf dem Hinweg möglichst spät schnellladen, auf dem Parkplatz langsam vollladen oder auf dem Rückweg früh schnellladen. Als erstes war also zu prüfen, welche dieser Möglichkeiten überhaupt umsetzbar wären. 

Schnelles Laden setzt (wer hätte es gedacht?) die Existenz von Schnellladern voraus, und zwar an der richtigen Stelle. Es ist sehr wichtig, dass diese nicht zu spät (klar) oder zu früh (!) kommen. Ein kleines Rechenbeispiel soll das verdeutlichen. Angenommen, ich verbrauche für 185 km die vorausberechneten 75%. Mit etwas Sicherheitsreserve wäre meine Reichweite bei vollem Akku rechnerisch etwa 240 km, ich könnte somit von Bensersiel aus zurück noch maximal etwa 50-60 km schaffen. Ich müsste also (2x185 - 240) 130 km oder etwa 55% nachladen. 😤

Dies bedeutet: ich könnte auf der Hinfahrt frühestens nachladen, wenn der Akkustand 45% erreicht hat, um dann auf 100% aufzuladen. Was sich schon zeitlich nicht empfiehlt, denn die Ladeleistung ist am Schnelllader immer umso geringer, je voller der Akku wird. Wenn ich es aber dennoch tun wollte, ergab die Prüfung insgesamt drei Lademöglichkeiten: in Wilhelmshaven (300 kW), in Jever und in Schortens (je 75 kW). Wilhelmshaven wäre ein Umweg von mehreren Kilometern gewesen, Jever etwas umständlich. Die beste Option war damit ein Lader bei einem Burgerbrater in Schortens auf der Rückfahrt, direkt neben der Abfahrt von der B210. Die Entfernung mit 40 km von Bensersiel erschien ideal; ausserdem wäre Jever als  Ausweichmöglichkeit mit kürzerer Strecke in Frage gekommen. 😅

So weit, so gut. Dann eröffnete die Suche nach Parkplätzen in Bensersiel unvermutet eine weitere Option. Manche der Parkplatzanbieter haben mittlerweile einen Zusatzservice: Wagenschlüssel abgeben, Fahrzeug voll geladen zurückbekommen. 😎 Ich fand sogar zwei verschiedene Modelle: ein VW-Händler in Esens, der das Fahrzeug von einem Parkplatz mit 22-kW-Lader abholt bzw. dorthin wieder bringt. Ausser Parkgebühren und den Stromkosten (auf Karte des Fahrers) fällt noch eine Transportgebühr an: der Parkplatz ist nur sehr klein, die Fahrzeuge werden zu einem Hof des Händlers und wieder zurück gebracht. Man muss daher dort bei Ankunft den Zweitschlüssel deponieren.

Das andere Modell war ein Anbieter in Bensersiel, der für eine Pauschale von €30 den Wagen volllädt. Auch hier muss man einen Schlüssel abgeben. An der Höhe der Pauschale gibt es nicht viel auszusetzen: bei 25% Ladestand und 45ct/kWh würde ich für etwa €20 laden, der Service kostet dann somit €10 (zusätzlich zur Parkgebühr, versteht sich). Das ist nicht zuviel, wie ich meine. Was einem die Bequemlichkeit wert ist, auf eine Ladepause beim Rückweg verzichten zu können, muss natürlich jeder selbst entscheiden. 👆

Am Ende fiel die Entscheidung erst kurz vor der Ankunft in Bensersiel. Die Anzeige blieb bei 31% stehen (109 km Rest), ich hatte also weniger verbraucht als kalkuliert. Grund dürfte der hohe Anteil an Bundesstrassen sowie die zahlreichen Geschwindigkeitsbegrenzungen und diverse Baustellen gewesen sein. Als ich das Fahrzeug bereits geparkt hatte, fragte ich den anwesenden Parkwächter nach dem Ladeservice. Der erklärte mir, die 'Inselparkplätze' (so der Name) würden das nicht anbieten - ich war einfach den auffälligsten Schildern gefolgt; dass es mehrere ähnliche Dienste gibt, hatte ich nicht beachtet. 😇Somit wurde der 'Plan Schortens' auf der Rückfahrt umgesetzt. Die Säulen waren frei, geliefert wurden etwa 60 kW, also einiges unter dem Maximum von 100 kW. Dabei stellte sich heraus, dass ich doch noch nicht so ganz angstbefreit bin: obwohl ich beim Hinweg nur 69% verbraucht und auf dem Rückweg schon 45 km zurückgelegt hatte, lud ich dennoch bis 70% auf. Viel zu viel, ich kam mit 15% (60 km Rest) zu Hause an - Schande über mich, das geht auch besser. 😉

Während der Ladeweile in Schortens bekam ich dabei übrigens eine Funktion der Navigationssoftware zu sehen, die ich noch nicht kannte. Die Karte zeigt nämlich den mit dem jeweiligen Ladestand verknüpften erreichbaren Umkreis an. Ich hätte somit losfahren können, sobald Nienburg in diesem Kreis erschien. Ich habe dann aber gewartet, bis Hannover zu sehen war - exakt die 50-60 km, die am Ende übrig blieben. 😎 Genau so muss das sein!

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