Wer die Vorgeschichte zum Bau des Laders hier am Haus verfolgt hat (Link), weiss schon, dass von Anfang an die Verkabelung auf zwei Ladestellen/Fahrzeuge ausgelegt wurde. Die kann man aus den dort genannten Gründen nicht gleichzeitig laden, aber das spielt hier eine untergeordnete Rolle. Der Punkt ist, das aus der Vorausplanung nunmehr nach einigen Monaten Vorlaufzeit Realität geworden ist: auch der Zweitwagen im Haushalt ist nun ein Stromer. 😀
Bevor der Vorhang fällt, sollen jedoch ein paar Bemerkungen zu der Entscheidungsfindung gemacht werden. Dies gilt für die grundsätzliche Entscheidung ebenso wie für die Frage nach dem Modell. Grundsätzlich war die Entscheidung eine einfache, denn mehrere wesentliche Dinge kamen zusammen:
- Das Altfahrzeug (ein Cabrio) schon über zwölf Jahre alt und mittlerweile erkennbar etwas reparaturanfällig. Es stand daher seit einiger Zeit die Idee eines Wechsels im Raum.
- Die wesentliche Funktion des Altfahrzeuges -das Öffnen des Daches- wurde zuletzt nur noch wenig genutzt. 😆
- Zudem war der Verbrauch des Cabrios auf kurzen Strecken ziemlich hoch (etwa 9+ Liter), was eine ordentliche Einsparquote versprach. Und das war schon, bevor der Krieg in der Ukraine ausbrach.
- Das Fahrprofil würde erkennbar auch für Elektrofahrzeuge mit kleinem Akku ausreichen: kurze Strecken, Lademöglichkeit am Haus, überschaubare Ladezeiten selbst am Schukolader.
Blieb die Frage: welches Modell? Es erschien unwahrscheinlich, dass nach diesem Neukauf in planbarer Zeit noch einmal ein weiterer anfallen wird (wir tauschen unsere Wagen nicht alle paar Jahre), somit sollte es möglichst günstig sein. Die Situation im Herbst 2021 stellte sich leider schon so dar, dass unter der Übermacht der SUV der €40.000+ Klasse kaum bestellbare Fahrzeuge am Markt waren. Und die Chip- und Lieferkrisen hatten da noch gar nicht richtig zugeschlagen. Konkret blieben nur zwei Modelle in der Klasse um €20.000 übrig: die sogenannten 'VW-Drillinge' (VW e-Up, Skoda Mii, Seat Citigo) und der neue Dacia Spring. Und die Drillinge waren nicht mehr bestellbar, denn VW hatte die Bücher trotz (oder wegen?) überbordender Nachfrage geschlossen. Und trotz im Internet kursierender Behauptungen, z.B. der e-Twingo sei fast preisgleich, waren das bei meinen Anfragen immer ein paar Tausender mehr.
Doch nun zum etwas positiveren Teil: die Übergabe verlief sehr gut, das Fahrzeug hat auch nach den ersten zwei Monaten keine erkennbaren Mängel. Also so etwas wie fehlende USB-Ports, Rückfahrkamera oder sonstige nachzuliefernde Teile. Das Fahrzeug selbst kann man beschreiben als 'Elektro-Basismodell'. Es hat eine manuelle Klimaanlage, ein brauchbares Navi, Appsteuerung mit Vorklimatisierung und sogar ein echtes Reserverad. Unter der Fronthaube wäre noch Platz für einen Frunk (Frontkofferraum), was sich schon manche Leute als Eigenbau realisiert haben. Das Ladekabel kann man aber beim Reserverad unter dem Kofferraum unterbringen. 👆
Ansonsten ist der Spring wirklich was für Leute, die (a) sich nicht an zuviele 'neumodische' Sachen wie eine Touchscreen-Steuerung oder Assistenten gewöhnen wollen und (b) fast ausschliesslich kurze Strecken zurücklegen. Denn eines hat er nicht: Elektro-Hightech. Das betrifft sowohl die optische, wie die technische Ausstattung. Wie im Verbrenner gibt es mechanische Schalter, Hebel und Taster für alles und selbst der 'Zünd'schlüssel ist noch vorhanden. Die Leistung beträgt satte 33 kW (45 PS), der Akku fasst etwa 27 kWh. Mit 'Schnell'ladeoption kann man bis 30 kW laden, am Wechselstrom bis 6,6 kW. Aber selbst an einem 2,3 kW-Schukolader geht es in unter 12h von 0 auf 100. 😂 Die Reichweite nach WLTP beträgt 240 km, aber selbst mit Spassbeschleunigungen an der Ampel (das geht!) sind 200 km absolut realistisch. Voraussetzung ist natürlich, dass man nicht versucht, diese bei der Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h auf der Autobahn abzureissen.
Somit ist das wirklich ein Fahrzeug für Minimalisten - welches im beschriebenen Rahmen aber alles tut. Und die Betriebskosten sind unschlagbar niedrig. Verbrauch bisher deutlich unter 15 kWh/100 km, zurzeit also weniger als €5 Stromkosten. Geladen wurde bisher nur am Schukolader mit 2,3 (!) kW zu Hause, die Ladeverluste sind da mit drin! Das rechnet sich gerade bei den derzeitigen Spritkosten doppelt. Das alte Cabrio hätte hier €18 an Sprit verballert. Und der Spring muss (mit Ganzjahresreifen) auch nur jedes zweite Jahr zum Service. Billiger geht es heutzutage kaum. Wir sind bisher zufrieden, ausführlichere Berichte zum Fahrzeug werden noch folgen.
[Ergänzung Oktober 2022: der Verbrauch hat sich mittlerweile auf 13,5 kWh/100 km inklusive Ladeverluste eingependelt. Bei den alten Stromkosten zu 30 ct/kWh waren das €4/100 km, zu 45 ct/kWh sind es €6, was immer noch sehr günstig ist].
Teil 2: Erfahrungsbericht 1
Teil 3: Erfahrungsbericht 2
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