Aus dem letzten Artikel (Link) ging ja schon hervor, dass wir den Dacia vorwiegend aus preislichen Gründen angeschafft haben. Und dass es von der Reichweite und Leistung für uns passt.😎 Die meisten Leute schauen zuerst auf diese Punkte. Es wurde in dem Artikel aber auch schon kurz dargelegt, dass es andere Gründe geben kann, sich für so ein Fahrzeug zu entscheiden. Diese anderen Gründe sollen hier etwas breiter dargestellt werden. Wichtig ist das, weil man sich mit diesem Fahrzeug zu einigen speziellen Eigenheiten entscheidet, die nachträglich nicht mehr zu ändern sind.👆 Nebenbei bemerkt ist dies eine Sache, die zumindest derzeit noch für praktisch alle Elektrofahrzeuge gilt: nachträgliche technische Änderungen sind sehr schwierig. Änderungen an der Software sind ein anderer Punkt, aber hierzu lassen sich bei Dacia noch keine Aussagen treffen.
In diversen Tests auf Youtube wurden die meisten Punkte dargestellt, obwohl dort meiner Meinung nach auch nicht alle verstanden haben, auf welche Art von Nutzer dieses Fahrzeug abzielt - und warum es gebaut wurde, wie es gebaut wurde. Dabei ist der letzte Punkt meiner Meinung nach am einfachsten zu erklären: mit dem Renault K-ZE gab es einen elektrischen Kleinwagen für den chinesischen Markt. Daraus eine Weiterentwicklung für den europäischen Markt abzuleiten, war einfach und vermutlich günstig.😏 Man brauchte eigentlich nur eine Art Minimum-Konfiguration zu entwerfen und den K-ZE so umzugestalten, dass diese hineinpasst. Beispiele für 'Minimum' wären z.B. Klimaanlage oder Rekuperation: ein (Elektro)Auto ohne diese Merkmale ist in Europa nicht verkaufsfähig. So ein Prozess geht viel schneller als eine komplette Neuentwicklung. 😅
Was natürlich die Frage aufwirft: worauf muss ich denn genau verzichten?
Nun gut, weil das jetzt eine Negativbetrachtung ist, starten wir mal mit einer Liste der Sachen, die es im Dacia Spring nicht gibt - auch nicht gegen Aufpreis(!) oder zum Nachrüsten:- Eine automatische Klimaanlage (manuell ist aber drin).
- Eine verstellbare Rekuperation (die Vorhandene hat nur eine Stufe).
- Einen Startknopf (es gibt noch einen 'Zünd'schlüssel).
- Echter Tempomat, womöglich adaptiv (es gibt einen Geschwindigkeitsbegrenzer).
- Fahrzeugbedienung per berührungsempfindlichem Bildschirm (es gibt einen, gesteuert wird aber über klassische Tasten, wie man sie aus jedem Verbrenner kennt).
- Moderne Assistenten (ABS/EPS/SOS sind da, aber keine Fahrassistenten).
- Diverses Komfortzeugs (z.B. Panoramadach, automatisch einklappbare Rückspiegel, Matrix LED, Autohold, Software-Ladebegrenzer).
- Normalerweise Standard in Elektrofahrzeugen, daher extra erwähnt: keine Sitzheizung! Auch die Aussenspiegel sind nicht beheizbar.
- Der Wagen ist ein 4-Sitzer (mit Isofix 2x hinten).
- Einen 3-Phasen-Wechselstromlader (nur 1-phasig, max. 6,6 kW auch am 22kW-Lader).
- Rennen auf der Autobahn, Höchstgeschwindigkeit ist 130 km/h. 😈
Damit zur positiven Seite: was allerdings (als Serienausstattung) mit drin ist:
- Rückfahrkamera mit Parkassistent (hier wird der ID.3-Fahrer neidisch 😖)
- Brauchbarer Bordcomputer mit
- Brauchbarem Navi/Karte (keine Handynavigation wie z.B. beim e-UP oder e-Twingo)
- Brauchbarem Radio (auch mit DAB)
- Bluetooth-Freisprecheinrichtung
- Smartphone-Integration
- Platz, um einen einfachen Frunk (Frontkofferraum, 'Front-Trunk') nachzurüsten. 👍
- Einfache Appsteuerung (mit Vorklimatisierung, Reichweitenabfrage, Restladezeit).
- Ausreichend grosser Kofferraum für Einkäufe, speziell bei Umlegen der Rücksitze.
- Die Sitzposition ist dank 'Mini-SUV'-Bauform relativ bequem (vor allem, wenn man vorher ein Cabrio wie den 207cc gefahren ist 😁).
- Lichtsensor, 6 Airbags, Zentralverriegelung, Frontlader, Wendekreis 9,5(!😮!) Meter.
- 8 Jahre Garantie auf den Akku.
- Minimaler Verbrauch (11-14 kWh/100), aber mit Elektrospass an der Ampel. 😇
Positiv betrachtet muss man sich beim Umstieg selbst von einem älteren Verbrenner nicht umgewöhnen. Es gibt jede Menge Schalter (einige wie der Begrenzer meiner Meinung nach etwas umständlich zu bedienen), man muss sich dafür nicht durch Untermenüs klicken. Der Bildschirm bietet kaum mehr Steuerfunktionen im Bordcomputer als sein Vorgänger, der Peugeot Verbrenner. Radio steuern, Navi mit Adresssuche, Datum - das war es auch schon so ziemlich.
Alle anderen Bedienelemente sind klassisch: Schalter für die Klimaanlage und Umluft, Drehregler für Temperatur und Luftsteuerung. Taster z.B. für elektrische Fensterheber, Datenausgabe und ESP-Abschaltung. Ein einfacher Satellit am Lenkrad für Geschwindigkeitsbegrenzer und Gesprächsannahme. Eine mechanische(!) Handbremse. Zugschalter für die Ladeklappe. Insgesamt also nichts, wobei sich der Umsteiger von einem selbst älteren Verbrenner umstellen müsste. Der Wagen hat sogar noch Frontantrieb, was bei der vergleichsweise geringen Motorleistung aber kein Problem für die Reifen ist.
Insgesamt sieht der Anforderungskatalog des Käufers eines Spring idealerweise ungefähr so aus:
- Das Fahrprofil ist gedacht
- für den Kurzstreckengebrauch (bis max. 100 km pro Tag ohne Autobahn),
- primär in der Stadt oder Kurzstreckenpendler und
- nur mit möglichst seltenen Touren bis zu 300 km.
- Es gibt eine Lademöglichkeit am Stellplatz oder in der Nähe. Mehr dazu in einem separaten Artikel.
- Ein älterer Verbrenner soll ersetzt werden, eventuell ein Zweitwagen.
- Das neue Fahrzeug soll elektrisch sein, möglichst billig in Anschaffung und Unterhalt.
- Man möchte sich bei der Fahrzeugbedienung an möglichst wenig neue Sachen gewöhnen bzw. elektrospezifische Funktionalitäten, Assistenten oder Gimmicks stehen nicht im Vordergrund.
- Das Fahrzeug wird länger in Gebrauch sein (vielleicht 8-10 Jahre).
- Ein kompaktes, sehr wendiges Fahrzeug auch für kleinere Parklücken und enge Strassen soll es sein.
Wer sich hier wiederfindet, kann sich den Wagen ansehen. Umgekehrt lassen Techniknerds und Leute, die generell (und möglichst ohne Stopp) nach Süditalien oder ans Nordkap mit dem Auto in den Urlaub fahren, besser die Finger davon.
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