Als ich das erste mal davon gehört habe, war meine spontane Reaktion "was für ein Quatsch". Eine 'Treibhausgasminderungsquote', was soll das? Alleine schon das Wort: wahrscheinlich wieder so eines, das es nur in der deutschen Sprache gibt. 😜 Das war im Januar 2022 und zu der Zeit war die Rede davon, dass Fahrer von Elektrofahrzeugen dafür €100 vereinnahmen könnten. Pro Jahr. Danach vergass ich die Angelegenheit erst einmal, denn nach den Antragsverfahren der KfW-Prämien für die Autos und die (letzlich nicht installierte) Wallbox hatte ich für den Betrag keine Lust auf einen weiteren Bürokratie-Hindernislauf.
Mittlerweile haben sich die Dinge jedoch weiterentwickelt. Die THG-Quote direkt beantragen ist dem Privatfahrer zwar im Prinzip nicht möglich (dazu ist das Verfahren zu aufwändig), aber es haben sich viele Mitspieler eingefunden, die diese bündeln. Dazu gehören neue spezialisierte Firmen, Stadtwerke, Kfz-Versicherungen und andere. Überarbeitete Rahmenbedingungen, der Wettbewerb -und mittlerweile feststehende Preisgrundlagen- sorgen dafür, dass die Sache interessant geworden ist.👆
Worum geht es hier? Was hat sich geändert? Warum ist es jetzt attraktiv(er)? Und wie geht es weiter? Diese Fragen sollen hier diskutiert und einige Antworten gegeben werden. Bei allen Angaben gilt: es handelt sich nur um Momentaufnahmen, in 2023 wird vermutlich alles schon wieder anders aussehen.
Natürlich gibt es einen Haken. Das bürokratische Verfahren ist auch dasselbe! Dadurch wird es für Privatpersonen im Prinzip unmöglich und für Unternehmen unterhalb einer gewissen Grösse zumindest schwierig, in diesen Handel einzusteigen. Mittlerweile haben sich jedoch wie erwähnt Unternehmen gefunden, die die Daten von Einzelpersonen und kleineren Firmen einsammeln, bündeln und das Verfahren für diese durchlaufen. Natürlich für einen Preis... 😳 Hier liegen auch die Unterscheide.
Doch zunächst zu den nackten Zahlen. Der Betrag kommt zustande durch einen Faktor von €600 pro Tonne CO2 Strafzahlung mal einem Faktor für einen Elektro-PKW, der derzeit mit 0,862t CO2 berechnet wird. Das führt in 2022 zu einer theroretischen Maximalleistung von 600 x 0,862 = €517, den der Halter eines Elektrofahrzeuges vereinnahmen könnte. Dieser Betrag unterliegt jedoch Marktschwankungen beim Faktor und der Einreicher (die Firma, die das für den Fahrzeughalter macht) zieht sich wie gesagt eine Provision ab. Die Konsequenz ist, dass auch die Einreicher nicht genau wissen können, welcher Betrag am Ende herauskommt. Darum findet man zurzeit oft Angebote mit einem (niedrigeren) Garantiebetrag und einem (höheren) Maximalbetrag - zwischen denen man sich bei einigen Anbietern entscheiden soll. 😕
Der zweite -oft weniger beachtete- Punkt ist allerdings die Provisions- bzw. Auszahlungsquote. Die meisten Anbieter verstecken das im Kleingedruckten, aber das Suchen lohnt. Denn der Anteil, den sich die Einreicher einstecken, schwankt: hier ist alles möglich, ich habe bei meinen Recherchen Auszahlungsquoten in einer Bandbreite von etwa 65-85% gesehen. Dies entspricht Provisionen von 15-35%. In Euro sind das (517 x 0,15 bzw. 0,35) zwischen 77 und 181 Euro - ein ziemlicher Unterschied. 😮
Unter dem Strich sollten dabei für 2022 etwa €350 oder sogar etwas mehr herauskommen. Maximal dürften bei entsprechender Marktlage etwas über €400 drin sein. Weitere Gelder wie etwa Werbe- oder Treueprämien sind hier noch nicht mit drin. Der Betrag dürfte in den nächsten Jahren stetig sinken, da sich die Zahl der Leute mit Elektrofahrzeugen und damit das Angebot erhöhen dürfte.
Für mich selbst habe ich darum folgendes entschieden:
- Ich werde einen Anbieter nutzen, der einen möglichst hohen Garantiebetrag bietet.
- Der dabei diesen Garantiebetrag nicht deckelt! 👈
- Und bei dem die Provisionsquote möglichst gering ist.
- Für mich selbst nicht so interessant (da m.E. recht gering): manchmal gibt es auch einen Treuebonus oder Empfehlungsprämien.
Besonders der zweite Punkt ist wichtig. Garantieauszahlungen findet man öfter, aber wenn die Zahlung am Ende höher ausfällt als die -oft bewusst niedrig angesetzte- Garantiesumme, wer bekommt den Rest? Und da trennt sich meiner Meinung nach die Spreu vom Weizen. Wer das Geld dem Kunden überlässt, liegt für mich vorne. Auch Punkt 3 ist nicht zu verachten. Viele Anbieter geben die Höhe ihrer Provision gar nicht erst an. Wer aber sagt: "Ich will 20%" (oder etwas eleganter "Wir zahlen 80% aus"), legt das offen. Hier hat man ein wichtiges Kriterium in der Hand, denn der Gewinn liegt bekanntlich im Einkauf. 😇
Wie würde sich das in meinen Autokosten niederschlagen? Die Gesamtabrechnung sieht -geschätzt auf Basis der oben genannten Daten- dann etwa so aus:
Eine derzeit (!) mögliche €350 Prämie ergibt etwa 1.000 kWh Haushaltsstrom (30 ct/kWh, 35 ct Ladeverluste mit einkalkuliert). Mein ID.3 braucht ca. 20 kWh/100 km, somit kann ich 5.000 km umsonst fahren. Noch besser sieht es beim Dacia Spring aus, weil der mit 13,5 kWh/100 km auskommt. Hier errechnen sich fast 7.500 km. Diese Fahrleistungen muss man erst einmal erreichen. Insgesamt sieht das ganze nun schon nach einem guten Geschäft aus - sofern man den richtigen Anbieter bzw. Preis erwischt. Wer kann schon von sich sagen, den grössten Teil des Jahres umsonst zu fahren?
Bei allen Betrachtungen hier bitte immer eines im Hinterkopf
behalten: alle Zahlen sind eine Momentaufnahme aus dem Juni 2022 und
ändern sich ständig. Darum gibt es hier auch keinerlei Empfehlungen bezüglich eines Anbieters oder so. Dazu kommt, dass der Elektroanteil am Fahrzeugbestand weiter steigt - und der der Verbrenner sinkt. Somit steigt die Zahl für die THG-Quote berechtigten Fahrzeuge, während die der Verbraucher sinkt. Es lässt sich daher annehmen, dass die Prämie jährlich bis 2030 (wenn sie auslaufen soll) zurückgehen wird.
Noch ein letzter Hinweis: die per THG-Quote erzielte Einnahmen sind (Stand 2023) weder melde- noch steuerpflichtig.
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