Sonntag, 21. Februar 2021

Projekt: Die eigene (Teil)Selbstbau-Stromtankstelle 2 mit dem Schukolader - v1.0, Planung, Aufbau

Nachdem man nun also herausgefunden hat (s. Teil 1), was man braucht und was man sich leisten kann/will, folgt der zweite Schritt. Den kann man zwar auch schon einem Elektriker überlassen, aber besser ist es, wenn man sich schon vorher ein paar Gedanken über seine Installation und mögliche Ladepunkte macht. D.h. man sollte sich klar werden, wo genau die Steckdose sitzen soll, an die später das Versorgungskabel bzw. das LAdegerät angeschlossen werden soll. Hauptsächlich geht es hier um Fragen der Kabellänge, des Wetterschutzes, der Nützlichkeit (das Ladekabel soll idealerweise weder im Schmutz noch im Wege herumliegen) und der Bequemlichkeit (das An- und Abstecken soll möglichst schnell gehen).

Abhängig ist das Ganze natürlich vom Stellplatz: einige Fahrzeuge haben die Ladebuchse vorne, andere an der Seite; manchmal ist der Platz so gestaltet, dass man sinnvoll nur vorwärts oder rückwärts parken kann oder will. 😕Insgesamt ist eine Stromzufuhr nahe des Stellplatzes vorzuziehen, die meisten mitgelieferten Ladekabel bieten 5 Meter Länge an, längere Kabel (6-10 Meter) muss man auf jeden Fall zukaufen. Diese sind nicht billig und verbrauchen natürlich auch mehr Platz, wenn man sie im Auto oder an der Wand hängend aufbewahrt.

Doch zunächst zur Leistung. Die Entscheidung lautete in diesem Fall gegen eine 11-kW-Wallbox (trotz übrigens bereits vorliegender KfW-Förderzusage), denn bei unter 8.000 km Jahreskilometerleistung rechnete sich die Investition einfach nicht. 😆Anders hätte es ausgesehen, sofern an den Stellplätzen bereits ein Drehstromanschluss vorhanden gewesen wäre. Diesen zu verlegen wäre aber mit einem enormen Aufwand verbunden gewesen: entweder durch die komplette Hauswand und mehrere Innenwände oder zig Meter Kabel um das ganze Haus. Und als Alternative gab es nur einen zweiten Hausanschluss. So oder so wäre -zusätzlich zur Förderung der KfW- ein satter vierstelliger Betrag fällig geworden. Das hätte sich selbst über 10 Jahre nicht rentiert, also wurde der Plan fallen gelassen.

Damit war nur noch die 'Minimal-Schuko-Lösung' im Rennen. Der Schukolader (Notlader, Ladeziegel) wird unterwegs ohnehin eigentlich nur benötigt, wenn man weiss, dass man an einem weiter entfernten Zielort keine andere Lademöglichkeit hat (z.B. Verwandtenbesuch auf dem Land, Ferienhaus in Schweden o.ä.). Ein Ersatz ist ab €200 im Zweifel ebenfalls schnell geordert. Also kann man ihn auch gleich als 'Hilfs-Wallbox' fest verbauen. Genau das sollte hier passieren.

 Örtlich war die in diesem Fall vorliegende Situation etwas kompliziert:

 

Das Fahrzeug wird regelmässig auf einem offenen Stellplatz (SP1/SP2) geparkt. Der Strom kommt aus einer Steckdose in einem Carport-Schuppen (S1). 

Der spätere Ausbau durch den Elektriker soll so aussehen, dass aus der Steckdose ST eine Leitung abzweigt, die mit zwei Steckdosen den Platz CP1 bzw. SP 1/SP2) im Wechsel versorgen kann.

Bis dahin wurde zunächst mit einer speziellen Verlängerungsschnur (20m) für den Ausseneinsatz eine Zuleitung zu einem der Carportpfosten gelegt. 

Dort wurde der vorläufige Ladepunkt (LP) fest installiert. Der Lader wurde mit Möbelbeschlägen über die Kabel festgeschraubt und bekam als einfachen Wetterschutz eine Aufbewahrungsbox, deren eine Seite herausgesägt wurde, damit sich unten kein Wasser sammelt.  Ausserdem wurden noch ein Kabel- und Steckerhalter angebracht. Kosten für diese Installation etwa €23 für das Kabel, €5 für den Kasten und €25 für den Halter. Die Beschläge und die Nagelschellen lagen noch herum. Der Stecker zwischen Lader und Zuleitung wurde nicht speziell gegen Wetter geschützt, weil die Verbindung oben unter dem Carportdach völlig sicher liegt. Ausserdem wurde noch eine WLAN-Outdoorsteckdose (16A, €20) im Schuppen zwischengeschaltet. Erforderlich war die nicht, aber man kann die Ladung per Programm/App beliebig unterbrechen und starten. Man muss dann nicht mehr hinausgehen, um Strom ab- oder anzuschalten. Und man kann sehr gut den Stromverbrauch im Auge behalten, der automatisch (wenn auch ungeeicht) mitdokumentiert wird.

Für den ersten Anlauf war das schon mal in Ordnung. Haken an der Sache ist lediglich, dass man die Zuleitung (also den gelben Teil hier im Bild) erst über eine Hecke und dann über einen Grünstreifen befördern muss. Die Kabellänge reicht ausserdem nur, wenn man das Fahrzeug rückwärts auf SP1 parkt. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass der VW ID.3 die Ladebuchse auf der Beifahrerseite hinten hat. Natürlich könnte man auch das mit dem ID.3 mitgelieferte Typ2-Kabel als Verlängerungskabel missbrauchen, aber das würde dem Bequemlichkeitsgedanken widersprechen. 😇

Hierzu soll später der Ladepunkt an die Stellplätze verlegt werden (LP 2 im Bild oben). Dann muss aber etwas mehr Aufwand betrieben werden, etwa mit einer wetterfesten Stele mit Dach, der Aufnahme von Pflaster und dem Vergraben von Kabel. Das hat auf jeden Fall Zeit bis zu einer festen Installation von Aussensteckdosen.

Um das bis dahin (möglichst günstig, da provisorisch) und gleichzeitig halbwegs bequem aufzulösen, wurde auf das Prinzip des Schwenkarmes (s. Projekt 'Bienenkran' bei den Stadtimkern) zurückgegriffen. Natürlich nicht das Industriemodell wie im Garten, das wäre für eine Zwischenlösung sowohl zu teuer als auch überdimensioniert gewesen. Und ausserdem zu kurz. 😖

Stattdessen wurde mittels einer Quadratleiste aus Kiefer (2400x28x28 mm) und einigen Drehscharnieren der Arm sozusagen emuliert. Der Arm bekam zwei Haken und ans Ende wurde dann noch ein Federzug mit Minimalwiderstand gehängt. Nun kann man den Stecker aus der Halterung nehmen

Im eingeklappten Zustand ist diese Konstruktion fast gar nicht zu sehen und es liegt oder hängt auch nichts im Wege herum. Kostenpunkt für den ganzen Spass waren 

- €9 für die Leiste

- €10 für die Scharniere (wobei es eine Maschinenschraube oder so vielleicht auch getan hätte😇) und 

- €15 für den Federzug.

- Ausserdem wurde ein verbliebener Rest der TV-Halterung aus dem Imkerprojekt 'Endeckelungsgeschirr selber bauen" (Link) verwendet.

Der Federzug verlängert den Kabelweg, denn 5 Meter Kabel sind in diesem Fall schon etwas knapp. Natürlich hätte man hier auch z.B. mit einem Paketband und Karabinerhaken auskommen können. Aber der Federzug simuliert so ein schönes 'Zapfsäulengefühl'.

Mitten im Winter war wie beschrieben nicht mehr möglich als dieser etwas improvisierte Aufbau. Deswegen folgen hier noch als Teile 3 und 4 dieser Serie die elektrische Planung für 2 Ladestellen und der Einbau eines Ladegerätes in eine richtige Ladestele.

Links: 

Teil 1: Grundlagen (Link)
Teil 3: Elektrik (Link)
Teil 4: Ladestele (Link)
Teil 5: Fertigstellung (Link)

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